Werte – der innere Kompass in Lebensumbrüchen

Lebensumbrüche mit allen Chancen und Momenten der Krise öffnen meist den Raum für die eine ganz große Frage nach Sinn oder neudeutsch: nach dem eigenen Purpose. Warum tue ich das, was ich tue, und sollte ich nicht etwas anderes machen? Was passt wirklich zu mir? Was ist meine Bestimmung? Was ist mein Why? Was ist mein Beitrag? Was soll auf meinem Grabstein stehen? Was möchte ich noch erreichen? Was möchte ich aus meinem Leben verbannen? Nutze ich meine Zeit für die wesentlichen Dinge? usw.  

Um aus diesen grüblerischen Frage-Strudel auszubrechen, kann die Beschäftigung mit den eigenen Werten sehr hilfreich sein. Denn Werte zeigen uns, was uns wichtig ist, was uns glücklich macht, was uns motiviert, und was wir als richtig und falsch empfinden. Sie können daher zum innerer Kompass werden, um die passenden Entscheidungen in Lebensumbrüchen zu treffen. 

Neuropsychologische Studien konnten zeigen, dass Menschen, die sich ihrer eigenen Werte bewusst sind und danach handeln, Verhaltensänderungen besser gelingen. Außerdem sind sie resilienter, haben eine höheres Selbstwertgefühl, fühlen sich selbstbestimmter und insgesamt wohler. 

Es gibt eine Reihe an Tools, die man für die eigene Werte-Erkundung nutzen kann. Unter anderem findet man im Netz Listen mit einer Aufzählung von bis zu 150 Werten. Und (fast) alle dieser Werte hören sich gut an. Klar ist, dass man eine Auswahl treffen und die 5 bis 8 Werte finden muss, die für einen persönlich am wichtigsten sind. Die Ermittlung der eigenen Werte ist daher leichter, wenn man sich gezielte Fragen stellt, die unterschiedliche Lebensbereiche betreffen z.B. Was macht eine gute Freundschaft für mich aus? Was hat mir in dem Job gefehlt, den ich gekündigt habe? etc. Auch hinter Sehnsüchten und Unzufriedenheiten verbergen sich Werte, die bisher zu kurz kamen und kommen. Hier lohnt es sich, etwas tiefer zu graben.      

Zwischen den verschiedenen Werten kann es durchaus zu Konflikten kommen, z.B. zwischen Sicherheit und Wachstum, Gesundheit und Genuss u.ä. Wichtig ist daher, welcher Stellenwert den verschiedenen Werten zugeordnet wird. Wenn man die Werte in seine persönliche Wertehierarchie bringt, wird klar, welcher Wert bei einem Zielkonflkt die Nase vorn haben wird. 

Ich empfehle, dass man sich zumindest mit seinen Top 3 Werten intensiver auseinandersetzt: 

  • Was bedeutet für mich Wert x, y, z?

  • Wie und wann lebe ich meine wichtigsten 3 Werte?

  • Zu wie viel Prozent sind diese Werte schon erfüllt?

  • Was könnte ich tun, um diese Werte noch mehr zu leben? 

Nach dieser kognitiven Wertanalyse werden die Werte zum Leben erweckt. Auch hierfür gibt es unzählige Wege: Man kann sich für seine Top-Werte Songs aussuchen und vielleicht sogar einen neuen Liedtext schreiben, man kann Symbole dafür finden und diese malen, oder man hört ganz tief in seinen Körper hinein und erforscht, wo und wie man die jeweiligen Werte in sich spürt. 

Dieser letzte Schritt ist kein Kinkerlitzchen, sondern verbindet Verstand und Gefühlsebene, Bewusstsein und Unbewusstes. Da sich rund 95% aller kognitiver Prozesse nicht in unserem Bewussten abspielen, ist diese Synchronisation notwendig, um die Werte als Orientierung und Leitplanken effektiv zu aktivieren. 

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Mehr Energie im trüben Winter